Tuesday, February 23, 2010

Zentralpark, 16.00 Uhr - City Park, 4 p.m.


Zentralpark, 16.00 Uhr

Sobald er sie mit Brotkrumen zu seiner Bank gelockt hat, faltet Maag die Hände vor dem Gesicht. Mit jener Konzentration, die nur mentale Schulung ermöglicht, erreicht er das für sein Vorhaben unerlässliche innere Gleichgewicht. Bald verharren die Tauben vor ihm ruhig im Halbkreis und warten darauf, wie es weitergeht. Was sie jedoch nie erfahren werden, wenn sein Versuch gelingt.
In etwa fünf Minuten wird er den Cocker-Spaniel Aida, der mit der Direktorin des Marriott Courtyard an seiner Bank vorbeikommen wird, in das Halbrund integrieren. Die Plätze links und rechts des Spaniels sind für die beiden Afghanen der Dame aus der Oberstadt reserviert, die wenig später den Park in entgegengesetzter Richtung durchqueren werden. Darauf wird er die braunen wie die struppig grauen Eichhörnchen auf den ausladenden Ast des kanadischen Ahorn über ihm bitten. Den Insekten – Libellen, Hornissen, Wespen, Bienen, Bremen, Mücken – wird er den Luftraum zwischen den Eichhörnchen und dem Bodenensemble zuweisen. Jeder Spatz des Schwarmes, der kurz vor vier vom Mauerweg her einfliegt, soll sich auf sein Kommando eine Taube auswählen und auf deren Kopf niederlassen. Fünfzehn Uhr siebenundfünfzig wird er alle im Park anwesenden Menschen wie einen griechischen Chor, in zwei Blöcken und nach Geschlecht getrennt, hinter den Tieren versammeln. Auf sein gedachtes Zeichen werden alle zu einem Gesang ansetzen, der exakt um sechzehn Uhr in ein grossartiges Finale münden wird. Danach wird jedes Wesen seine vorherige Beschäftigung aufnehmen, ohne sich jemals an diese Unterbrechung zu erinnern.
Einzig Willi, der sich einbildet, über dieses Reich zu herrschen und sich beklagt, „gewöhnliche“ Pärke hätten in dieser eventhungrigen Zeit einen schweren Stand, wird er seinem Willen nicht unterwerfen. Soll er, wenn er sich um diese Zeit wie üblich seinen nachmittäglichen Kaffee gönnt, wenigstens für ein Mal klaren Blickes und Verstandes zu würdigen wissen, was sein Park zu bieten hat.

City Park, 4 p.m.

Having lured the pigeons with breadcrumbs to his bench, Maag clasps his hands in front of his face. With that concentration that comes only with mental training, he achieves the equilibrium essential for his plan. Soon the pigeons are quietly positioned in a semicircle before him, waiting to see what will happen—something they’ll never discover, however, should his experiment be successful.
In approximately five minutes he’ll integrate the cocker spaniel, Aida, who’ll pass by his bench with the manageress of the Marriot Courtyard, into the half circle. The places to the left and right of the spaniel are reserved for the two Afghans who belong to the lady from uptown and who’ll be crossing the park a little later in the opposite direction. After that he’ll invite the squirrels, the brown as well as the shaggy gray ones, on to the branch of the Canadian maple outstretched above him. The insects—dragonflies, hornets, wasps, bees, horseflies, gnats—will then be assigned to the airspace between the squirrels and the ensemble on the ground. Each one of the sparrows from the flock that flies in from the Mews shortly before four is to select, at his command, a pigeon and alight on its head. At 3:57 p.m. he’ll gather together all the people present in the park behind the animals like a Greek chorus, in two sections and separated by sex. At his imaginary signal all will ease into song that will culminate in a splendid finale exactly at 4 o’clock. Afterwards each creature will resume its prior activity without ever remembering this interruption.
Only Willi—who has it in his head that he rules over this realm and complains that “regular” parks don’t have an easy go of it in these event-hungry times—will Maag not succeed in subjecting to his will. Should Willi be indulging in his afternoon coffee, as he is wont to do around this time, he ought to at least, for once, deign to see clearly, and with full possession of his faculties, what his park has to offer.

No comments:

Post a Comment