arbeiten seit 1989 zusammen. Bisher haben sie die Romane Unterm Strich (1994), Die blauen Wunder (1997) sowie Der Stand der letzten Dinge (2008) vorgelegt. Ihr vierter Roman, Instinkt, ist in Arbeit. Seit 2002 entstehen als zeitlich unbeschränktes work-in-progress Kurz- und Kürzestgeschichten um die beiden Flaneure Maag und Minetti – Stadtgeschichten, von denen mittlerweile über sechzig auf Deutsch (Saiten, St.Galler Tagblatt, Entwürfe, Akzente, Miramente, drehpunkt, Radio Scherezade, V, u.a.), auf English (failbetter, Absinthe, Bomb, Gobshite Quarterly, wordswithoutborder, u.a.) und Kroatisch (Tema) erschienen sind.
Keller+Kuhn (Christoph Keller, St. Gallen/New York, and Heinrich Kuhn, St. Gallen/Paris) have worked together since 1989. Thus far they have authored the novels Unterm Strich (1994), Die blauen Wunder (1997) and Der Stand der letzten Dinge (2008). They are currently at work on their fourth novel, Instinkt. In 2002 they started writing their ongoing work-in-progress, short and shorter stories centered around flaneurs Maag and Minetti: over sixty of these “city stories” have since appeared in German (among other places, in Saiten, St.Galler Tagblatt, Entwürfe, Akzente, Miramente, drehpunkt, Radio Scherezade, V), in English (failbetter, Absinthe: New European Writing, Bomb, Gobshite Quarterly, Words Without Borders) and in Croatian (Tema).
Alison Gallup - Übersetzungen - Translations
Alison Gallup’s translations have appeared in Two Lines, Absinthe: New European Writing, Gobshite Quarterly, Bomb, Words Without Borders and New Swiss Writing (Solothurn, 2008), and her translation of Christoph Keller's Der beste Tänzer (The Best Dancer, S. Fischer, 2003) was published in 2009 by Ooligan Press (at Portland State University). She holds graduate degrees in art history and has translated many books and essays on art and architecture.
Alison Gallups Übersetzungen sind in Two Lines, Absinthe: New European Writing, Gobshite Quarterly, Bomb, Words Without Borders und New Swiss Writing (Solothurn, 2008) erschienen. Ihre Übertragung von Christoph Kellers Der beste Tänzer (S.Fischer, 2003) wurde 2009 von Ooligan Press (Portland State University) in den USA veröffenlicht. Sie hat Universitätsdiplome in Kunstgeschichte und veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen von Büchern und Essays über Kunst und Architektur.
Beni Bischof: Zeichnungen - Drawings
lebt und arbeitet als Künstler in St.Gallen, Schweiz - lives and works as an artist in St. Gallen, Switzerland. www.benibischof.ch. Derzeit läuft "Dumm schauen und Kekse fressen", die erste institutionelle Einzelschau Beni Bischofs, in der Kunst Halle St. Gallen (bis 31. Oktober 2010).
Beim Schreiben zu zweit geht es um den Dritten (2)
Keller und Kuhn sprechen mit Keller+Kuhn über das vierhändige Schreiben
K: Wir werden immer wieder gefragt –
K: Du vielleicht.
K: Lass mich ausreden –
K: Schon sind wir mittendrin. Was werden wir denn immer wieder gefragt?
K: Ob das denn überhaupt geht.
K: Und wie denn das geht.
K: Und ob man das denn überhaupt darf.
K: In der Literatur darf man alles!
K: Wobei genau das gleich bezweifelt wird: Ob es denn noch Literatur sei, wenn man es zu zweit tut.
K: Ist es denn noch Sex, wenn man es allein tut?
K: Aber ja doch! Mit jemandem, den man wirklich liebt.
K: Woody Allen. Aber bleiben wir bei der zweiten Frage. Die erste beantwortet sich von selbst, siehe die Werke von Borges&Bioy Casares, Boileau&Narcejac, Fruttero&Lucentini, die Strugatzki-Brüder, Keller+Kuhn –
K: Bescheiden bleiben.
K: Niemals! Aber ich bin froh, dass du mich das gefragt hast. Das ist eine wirklich interessante Frage! Bei unserem ersten Buch –
K: Listest du jetzt wieder alle auf? Wie wir es jeweils gemacht haben, nämlich jedesmal anders? Damit versetzt du bei Lesungen das Publikum in einen schlafartigen Zustand.
K: Im Gegenteil! Genau das ist es, was die Leute wissen wollen, sonst würden sie nicht ständig fragen!
K: Wäre es nicht interessanter zu fragen, wie wir uns kennengelernt haben?
K: Das ist rasch beantwortet. Du kamst erst an eine Lesung von mir, ich an eine von dir.
K: Umgekehrt.
K: Von mir aus. Dann haben wir zusammen Kaffee getrunken.
K: Das taugt nicht viel als Gründungslegende. Wie wäre es mit: Plötzlich klingelte es, und das Faxgerät begann eine endlose Papierschlange auszuspucken. K wunderte sich erst, las sich fest und erschrak schliesslich, als er feststellte, dass da jemand ungefragt seinen jüngsten Roman umgeschrieben hatte, und das wenig sensibel, so, wie es eben das andere K tun würde ... tut ...
K: So findet das Autorenduo Prinz&Delgado in unserem dritten Roman zusammen ...
K: ... "Der Stand der letzten Dinge" ...
K: Diskret bleiben.
K: Auch das noch. Nach dem dritten Mal Kaffee hast du gesagt, du hättest eine Schnapsidee.
K: Bieridee. Ich erinnere mich genau, dass du „Bieridee“ gesagt hast.
K: Kaum. Das ist ein typisches Wort von dir.
K: Es weist darauf hin, dass ich dich angesprochen habe, nicht du mich. Die Wortwahl hat dich verraten. Ich habe gesagt, „Hör mal, ich habe eine Bieridee.“
K: Schnapssidee. Und was soll ich gesagt haben?
K: Das ist wirklich eine Bieridee, das Schreiben zu zweit. Darauf hast du ein halbes Dutzend Namen vierhändig schreibender Autoren aufgezählt, und mir kam die Idee schon sympathischer vor. Daraufhin gingen wir ein Bier trinken.
K: Einen Grappa. Dann gingst du nach Hause, weil du nachdenken musstest – alles musst du dir ganz genau überlegen ...
K: ... was dich schon vor allerhand Unsinn bewahrt hätte ... Noch einen Weissen?
K: Lieber einen Kaffee, mon ami.
K: Einverstanden, Partner! Und einer von uns, ich weiss jetzt nicht mehr wer, sagte, dass, wenn wir schon einen Roman auf ungewöhnliche Art und Weise schreiben würden, wir wenigstens ein Genre mit festgelegten Regeln bedienen sollten.
K: Hör dir mal den Satz an! Der kann nur von dir sein. Bevor er mir unter die Finger kam.
K: Was zu unserem ersten Roman führte.
K: ... "Unterm Strich ..."
K: Es ist eine Tatsache, dass sich Krimis für Autorenduos am besten eignen. So wie sich kriminalistische Elemente ohnehin mehr und mehr in der Literatur ansiedeln, sie buchstäblich spannender machen. Die Literatur wird kriminalisiert, während die Krimis in der Literaturkritik entkriminalisiert werden.
K: Wozu es ja höchste Zeit ist.
K: Das war, was die Entstehung betrifft, unser anstrengendstes Buch. Zu zweit am selben Tisch zu sitzen, der jeweilige Gastgeber an der mechanischen Schreibmaschine, so floss Satz für Satz gemeinsam in das Buch ein.
K: Sprich für dich, mein Lieber. Unsere Zusammenarbeit steht nicht unter dem Verdacht, dass sie einfacher wird.
K: Ach komm. Jetzt, da wir so viel Distanz zwischen uns haben! Paris ... New York ... der ganze Ozean ...
K: Wer war der Depp, der gesagt hat, Paris und New York seien als hippe Städte out?
K: Hat er auch gesagt, St. Gallen sei jetzt der In-Ort?
K: Weil wir uns hier in den Sommern treffen. Weil es eben doch gut tut, sich ab und zu in die Augen zu sehen, am selben Tisch zu sitzen, zu spintisieren.
K: Du spintisierst, ich siebe den Salat dann auf schreibbare Sätze.
K: Schöne Alliterationen.
K: Gern geschehen. Hättest du mich, wärst du ganz auf deine Solo-Bücher angewiesen.
K: In die ich retten kann, was du nicht kapierst.
K: Hässliches Wort, kapieren.
K: Überhaupt nicht. Kommt von capere, lat. für begreifen.
K: Bleib beim Thema.
K: Ich bin beim Thema. Die Sprache.
K: Das Thema ist das vierhändige Schreiben. Die dringend nötige Distanz beim Schreiben zu zweit. Ist dir aufgefallen, dass wir uns mit jedem Buch etwas mehr von einander entfernt haben?
K: Mir ist aufgefallen, dass ich mich mit zunehmendem Alter immer wohler fühle.
K: Ich auch! Roman Zwo entstand dann nicht mehr am selben Tisch an derselben Schreibmaschine, sondern per Fax. "Die blauen Wunder." Aus der vermeintlich romantischen mechanischen Schreibmaschine wurde ein textverarbeitende Schreibmaschine oder wie das damals hiess. Jeder kriegte sorgfältig vorbesprochene Kapitel als Hausaufgaben, die dann solange hin und her gefaxt wurden, bis –
K: Ich war dabei, Partner. Dann endlich standen auch bei uns die Computer auf den Tischen.
K: Es hat ein Weilchen gedauert, bis wir uns ans Email gewähnt haben. Literatur ist leicht zu faxen, als als Attachment anzufügen. Und jetzt also auch noch ein Blog ...
K: Je mehr man in der Hand hat, umso besser.
K: Immerhin haben wir keinen Email-Roman geschrieben.
K: Dafür den ersten europäischen Fax-Roman.
K: Das ist entscheidend beim vierhändigen Schreiben: Der Inhalt bestimmt die Form des Buches, und schreibt man eines zu zweit, so verlangt auch jedes Buch, auf eine bestimmte Art und Weise geschrieben zu werden. Das stört mich an manchen Duos, die, haben sie einmal ihre Arbeitsweise gefunden, von ihr nicht mehr abrückten. Boileau war der Stofflieferant, Narcejac der Skribent ...
K: Die haben ja auch darauf bestanden, nicht miteinander zu schreiben, sondern füreinander. Obwohl ... ein bisschen ist das bei unserem neuen Roman, Nummer 4, "Instinkt", so, du bist der Skribent.
K: Deine wie üblich sensible Wortwahl kann mich nicht überraschen. Auch stimmt es nicht. Muss ich dir das wirklich sagen? Wir haben endlos lange am Treatment gefeilt. Der Stoff ist hundertprozentig von uns. Und beim Lead-Schreiben – kann man das so nennen? ...
K: Nein.
K: ... beim Lead-Schreiben also brieft der eine den anderen, bevor der weiterschreibt. Dann kommt das Gegenlesen. In der Hälfte wird gewechselt.
K: Nun ja, ich schreibe weit mehr als die Hälfte.
K: Während du mir elegant den schwierigeren Teil zugeschanzt hast.
K: Immerhin hast du es schliesslich doch noch gemerkt.
K: Und was dabei entsteht, ist ein dritter Autor, le troisième homme.
K: Borges&Bioy Casares.
K: Biorges. Oder Greene ...
K: ... The Third Man ...
K: Der monströse Schatten, der sich über alles legt ...
K: Der unsichtbare Dritte, c´est moi.
K: C´est nous, wenn schon.
K: Beim Schreiben zu zweit geht es um den Dritten.
K: Das hätte nicht einmal ich schöner sagen können. Wer zahlt?
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